Von „Bürgermeisterkippe“ bis „Deponie auf Deponie“: VHS-Führung zum Weg des Abfalls

8. April 2024, 09:53Meldungen

„Brauche ich eine Wäscheklammer für meine Nase?“, fragt der elfjährige Anton. Ohne Wäscheklammer, dafür mit Warnweste und festem Schuhwerk ausgestattet hat er sich gemeinsam mit 14 weiteren Personen in der Siegener Fludersbach im Rahmen einer Deponie-Besichtigung auf den Weg des Abfalls begeben. „Wir bieten das in diesem Rahmen zum ersten Mal an und freuen uns über das große Interesse“, sagt Henning Klaas, der beim Kreis Siegen-Wittgenstein als Sachgebietsleiter für die Abfallentsorgung zuständig ist. Veranstaltet wurde die Führung von der Kreis-Volkshochschule.

Rund eineinhalb Stunden ist die Gruppe auf der Deponie unterwegs. Insgesamt ist das Gelände ungefähr so groß wie 60 Fußballplätze. Entstanden ist die „Deponie auf Deponie“ auf der alten Hausmülldeponie. In der Fläche wird sie nicht mehr wachsen, dafür in die Höhe. „Bis zu 40 Meter werden hier in einigen Bereichen mit der Zeit noch oben drauf kommen“, sagt Henning Klaas. Denn jeden Tag wird hier Erde abgeladen, wodurch der Deponie-Berg immer weiterwächst. „Wenn ich ein Haus baue oder einen Keller ausschachte, muss der Erdaushub ja irgendwo hin“, erklärt Klaas.

Auf der Deponie in der Fludersbach lagert aber nicht nur Erde, auch Bioabfall, Rest- und Sperrmüll aus den elf Kommunen wird hier angeliefert und umgeladen. „Das sind schon immense Massen, die hier jeden Tag bewegt werden“, so Henning Klaas. In Zahlen bedeutet das: Rund 26.000 Tonnen Restmüll, 15.700 Tonnen Bioabfall, 5.000 Tonnen Sperrmüll und 240.000 Tonnen Erde, letzteres entspricht etwa 13.700 LKW-Anlieferungen, die im letzten Jahr die Deponiestraße in der Fludersbach raufgefahren wurden.

„Wir sehen ganz oft die LKW und Müllautos hier hochfahren. Es ist echt spannend zu sehen, was danach passiert“, sagen Julia Lingemann und ihr Sohn Anton während der Führung über die Deponie. „Wir haben alle jeden Tag mit Müll zu tun. Normalerweise hat man aber keine Gelegenheit, hinter die Kulissen zu schauen.“

Auf der Kreisabfalldeponie in der Fludersbach wird die Erde gelagert. Bio-, Rest- und Sperrmüll werden gesammelt, umgeladen und zur Entsorgung oder Weiterverwertung zur Müllverbrennungsanlage oder zum Kompostwerk gebracht. „Manchmal werden wir auch angerufen, wenn die Mülltonnen nicht abgeholt wurden. Damit haben wir allerdings nichts zu tun“, sagt Henning Klaas. Für die Abholung des Abfalls sind die Städte und Gemeinden zuständig. 

„Lässt sich erkennen, dass weniger Müll produziert wird?“, fragt einer der Teilnehmer während der Deponie-Besichtigung. „Eher nicht“, sagt Henning Klaas. „Was aber besser wird, ist die Mülltrennung.“ Darauf wird auf der Deponie genau geachtet. „Wir kontrollieren und dokumentieren alles was angeliefert wird“, erklärt Werner Henrichs, Mitarbeiter der Abfallentsorgung beim Kreis Siegen-Wittgenstein. „Wenn z.B. im Biomüll zu viele Störstoffe sind, kann er nicht ins Kompostwerk, sondern muss als Restmüll entsorgt werden. Das kostet mehr.“ Früher war das anders: „Bis Anfang der 70er Jahre hatte jedes Dorf seine eigene ‚Bürgermeisterkippe‘, da wurde unkontrolliert der ganze Müll aus dem Ort abgeladen.“

In der Fludersbach wird auch in Zukunft kontrolliert Müll um- und Erde abgeladen. „Hier ist noch genug Platz, um die nächsten 20 bis 25 Jahre Erde zu lagern“, sagt Henning Klaas. Der Deponie-Berg hat also noch genug Zeit, um weiter zu wachsen.