Forschungsarbeit aus Siegen für ganz Deutschland: Projekt „WaldAktiv“ abgeschlossen

21. November 2023, 09:24Meldungen

Sebastian Gürke, Kreis Siegen-Wittgenstein, stellt Forschungsergebnisse vor.

Wasser ist eine Naturgewalt. Wenn in kürzester Zeit viel Wasser an einem Ort niederregnet, dann wird es schnell gefährlich. Aufhalten lassen sich Wassermassen nur schwer, aber ihre Fließwege lassen sich lenken, z.B. so, dass Regenwasser bei Starkregen im Wald bleibt oder gezielt dorthin geleitet wird. Dort kann es besser versickern und stellt kein Risiko für bebaute Gebiete dar.

„Unser Waldreichtum in Siegen-Wittgenstein ist ein Schatz. Er hat zwar stark gelitten in den letzten Jahren, aber er kann bei Starkregen trotzdem ein echter Trumpf sein. Diesen Trumpf richtig einzusetzen und Stärken und Schwächen des Waldbodens in Bezug auf dessen Rückhaltepotential von Wasser kennenzulernen, war eines der Kernziele von WaldAktiv“, so Landrat Andreas Müller.

Vielerorts kann Regenwasser mit wenigen einfachen Maßnahmen von Siedlungsgebieten ferngehalten und in den Wald gelenkt werden. Dort kann das Wasser langsam und gefahrlos versickern – besonders geeignet sind Mulden oder Bombentrichter, hat das Forschungsprojekt gezeigt.

Das Werk trägt den Titel „Leitfaden zur Einbindung von Waldflächen in die kommunale Überflutungsvorsorge“ und soll Kommunen in ganz Deutschland bei der Planung von Hochwasservorsorgemaßnahmen unterstützen. „Hier wurde richtige Pionierarbeit geleistet, die auch deshalb so wertvoll ist, weil so viele verschiedene Akteure ihre Expertise eingebracht haben. Ich danke allen Projektpartnern ganz herzlich für die Mitarbeit“, so der Landrat.

Eine führende Rolle fiel der Universität Siegen zu. Unzählige Stunden hat das Team um Prof. Dr. Jürgen Jensen und Sebastian Gürke vom Forschungsinstitut Wasser und Umwelt damit verbracht, die Fließwege des Regenwassers und die Beschaffenheit von Waldböden und -Wegen in unserem Kreis zu erforschen und Schlüsse für die Zukunft daraus zu ziehen. Drei zentrale Empfehlungen werden in dem Leitfaden kommuniziert:

  1. Waldflächen müssen als elementare Bausteine der kommunalen Überflutungs- und Hochwasservorsorge verstanden und erhalten werden.
  2. Der dezentrale Rückhalt von Oberflächenabflüssen in Waldflächen muss verbessert werden.
  3. Bei Entwaldungen im Zuge von Bauprojekten sollte der Verlust der natürlichen Retentionskapazität im Sinne eines Verschlechterungsverbots vor Ort kompensiert werden.

„Auf den Leitfaden sind wir besonders stolz, da wir damit aus Siegen etwas für ganz Deutschland erarbeitet haben. Wir hoffen, der Leitfaden erreicht viele Kommunen, Stadtplaner und Forstbehörden im ganzen Bundesgebiet, denn er enthält wichtige Erkenntnisse zur Überflutungs- und Hochwasservorsorge, die Menschenleben retten können“, so Prof. Dr. Jürgen Jensen von der Universität Siegen.

Bei „WaldAktiv“ haben der Kreis Siegen-Wittgenstein und das Forschungsinstitut Wasser und Umwelt der Universität Siegen gemeinsam mit Vertretern der kreisangehörigen Kommunen und interessierten Bürgern in insgesamt vier Workshops intensiv zusammengearbeitet.

Interessierte finden den Leitfaden mit den Forschungsergebnissen www.kreissiwi.de/category/wirtschaftsfoerderung-klimaschutz-mobilitaet unter der Überschrift „Klimafolgenanpassung“.